Ein Kommentar von Tim-Dustin Frey:
"Das Bestreben der Fridays for Future-Bewegung ist sehr ehrenwert und das Engagement so vieler junger Menschen begrüßenswert. Das Ziel der Bewegung, man möge mir bei einer Fehlinterpretation
widersprechen, ist der Erhalt eines lebenswerten Planeten.
Diese Absicht kann ich vollumfänglich unterstützen und die gesamte Gesellschaft sollte sich dieser widmen - ausdrücklich die gesamte Gesellschaft, also Privatpersonen, Unternehmen, Verbände, Gewerkschaften und Institutionen.
Zur Zeit erleben wir meiner Meinung nach ein großes Gegeneinander. Jeder gegen jeden. Das muss ein Ende haben, alleine schon um das genannte Ziel tatsächlich zu erreichen. Soziale Gerechtigkeit, Ökonomie und Ökologie müssen gemeinsam betrachtet werden.
Zu einem lebenswerten Planeten gehören eine intakte Umwelt, aber auch gute und sichere Arbeitsplätze für die Menschen, damit Wohlstand ermöglicht wird. Dazu gehören auch Preise bspw. für Miete oder Energie, die die Verbraucher bezahlen können und dazu gehört auch die Mobilität - innerhalb Deutschlands und der ganzen Welt.
In der Betrachtung darf auch zu keinem Zeitpunkt vergessen werden, dass alle genannten Faktoren nicht an nationalen Grenzen enden. Denn dem Ökosystem ist es im Zweifel recht egal, was auf einem winzigen Fleck der Erde geschieht. Wir müssen also global handeln und aufhören nur national alles regulieren zu wollen.
Mich stört, dass in der aktuellen Debatte viele zukunftsorientierte Entscheidungen Deutschlands klein geredet werden. Wir steigen nicht nur aus der Atomkraft aus, sondern haben auch den Kohlebergbau abgeschlossen und das Ende der Kohlekraftwerke beschlossen. Zudem sind wir weltweit bekannte Profis in Mülltrennung und setzen auf den Ausbau erneuerbarer Energien. Unsere Kraftwerke und Industrien zählen zu den saubersten der Welt und auch die vielbeschimpften Kraftfahrzeuge sind in den letzten Jahren immer und immer umweltfreundlicher geworden.
Natürlich soll das nicht heißen, dass wir genug gemacht haben und uns nicht weiter verbessern können oder müssen. Wir dürfen uns nicht auf dem Erreichten ausruhen, der kontinuierliche Prozess der Innovationen muss weitergehen. An vielen Stellen gibt es noch erheblichen Verbesserungsbedarf.
Aber all das darf nur in einem beschränkten Maße belasten. Was hilft es kommenden Generationen, wenn es zwar eine eingedämmte Klimaerwärmung gibt, die weiteren Lebensumstände sich aber verschlechtert haben? Das würde dem Ziel des lebenswerten Planeten ebenfalls widersprechen.
Mobilität muss für alle und nicht nur für Wohlhabende bezahlbar bleiben, denn der kulturelle Austausch ist wichtig für eine Gesellschaft. Auch die individuelle Mobilität, schnell und sicher von einem zum anderen Ort zu kommen ist eine Innovation, die nicht kleingeredet werden darf. Unsere Industrie muss geschützt werden, sie ist direkt und mittelbar für Millionen Menschen die Quelle eines guten Einkommens und somit eines lebenswertes Lebens.
Ja, wir brauchen Innovationen! Aber wir müssen den Forschern und Ingenieuren auch die nötige Luft für ihre Arbeit lassen und dürfen nicht jeden einzelnen Schritt politisch vorgeben. Die Folgen sieht man in der Elektromobilität: Durch den Druck der Politik setzen alle deutschen Autohersteller rein auf Elektroautos, obwohl die tatsächliche CO2-Bilanz hinsichtlich der Herstellung der Akkus höchst umstritten ist. Dabei gibt es mit der Brennstoffzelle eine gute Alternative, die aber völlig aus den Augen geraten ist.
Deshalb brauchen wir keinen, durch eine Bewegung ausgelösten, nationalen Aktionismus. Sondern wir müssen kluge Maßnahmen entwickeln. Ausgeglichen zwischen Sozialverträglichkeit, wirtschaftlichen Interessen und Umweltschutz - global. Wir müssen Lösungen für unsere Probleme entwickeln und aufhören die Problemursachen zu verbieten, damit arbeiten wir an einer guten Zukunft für alle."